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Lehrte. 48 Abiturienten werden am kommenden Sonnabend in einer Feierstunde in der Aula des Gymnasiums aus der Hand des Schulleiters ihre Abgangszeugnisse entgegennehmen. Vier Tage lang haben sie im Examen “geschwitzt” - jetzt ist die letzte Hürde genommen. Alle Prüflinge haben be-standen: 38 Jungen und 10 Mädchen. Mit 48 ist die Zahl der Abiturienten diesmal ungewöhnlich hoch. In den vergangenen Jahren waren es weniger. So legten 1959 38 Gymnasiasten ihre Reifeprüfung ab, genauso viele wie 1957, 1958 bestanden 32 und 1956 29 Abiturienten das Examen. Auch damals fiel keiner durch, ein Zeichen für die intensive und gründliche Ausbildung am Lehrter Gymnasium. Die mündliche Reifeprüfung wurde vom 1. bis 4. März unter Vorsitz von Oberstudiendirektor Dr. Redeker durchgeführt. Das “Schriftliche” war schon vier Wochen vorher. Wie in jedem Jahr, so gab es auch diesmal zwei Abiturientenklassen: Klasse 13m mit 25 Schülern und die Klasse 13s, die 23 Examenskandidaten hatte. Was sie werden wollen - darüber sind sich diese jungen Menschen schon seit langem im klaren. Ihre Berufswünsche weisen in mancher Hinsicht eine erstaunliche Parallele zu denen der vorjährigen Abiturienten auf. Von den 1959 abgehenden Schülern und Schülerinnen entschied sich ein Drittel für den Lehrerberuf; jetzt 1960, will wieder jeder dritte Abiturient Lehrer werden, insgesamt haben 16 diesen Wunsch geäußert, und zwar 12 Jungen und vier Mädchen. An zweiter Stelle steht, ebenfalls wie im Vorjahr, der Ingenieurberuf, den acht Abiturienten ergreifen wollen. An Beliebtheit gewonnen hat offenbar die Offizierslaufbahn. Während sich 1959 nur ein Abiturient dafür begei-sterte, sind es diesmal gleich deren fünf. Nur zwei wollen Medizin stu-dieren, einer von ihnen will sich später als Tierarzt niederlassen. Ferner finden sich auf der Berufsliste: Vier angehende Juristen, vier Beamte (davon zwei Finanzbeamte), eine Architektin, eine Pharmazeutin, eine Sportphilologin, ein Betriebswirt, ein Volkswirt, eine Geologin, ein Bohr-meister, eine Bibliothekarin und ein Philologe. Die Namen der Abiturienten sind: Klasse 13m: Friedrich Aselmann, Marlies Becker, Karl-Otto Bremer, Horst Dietz, Klaus-Wilhelm Dreves, Klaus Eberlein, Hans Eimer, Hartmut Entrich, Reinhard Franke, Henning Gebhold, Otto Grefe, Manfred Grobecker, Ursula Hagen, Maria Hagena, Jochen Hiersemenzel, Klaus Leinemann, Monika Mannhardt, Manfred Mette, Klaus Meyer, Hartmut Netzter, Rolf-Jürgen Range, Helmut Schmetzko, Jochen Strohschein, Werner Wegner und Manfred Wenzel - Klasse 13s: Renate Dannheim, Karlheinz Gehrke, Dieter Gerzelka, Martin Hagena, Burkhard Hegner, Ina Hesse, Diethard Jäschke, Siegfried Jaunich, Rüdiger Jester, Gerda Kasten, Horst Kloppmann, Hans-Joachim von Kuhlwein, Hartmut Michael, Gert Mordas, Monika Müller, Hajo Mulsow, Michael Mundt, Hans-Henning Nitzschner, Klaus Paeseler, Ilse Semler, Hans Uthoff, Manfred Waldeck und Christa Zemke.
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Unser Leben ist nur einmal gegeben, und einmalig ist vielleicht auch die Gelegenheit, die uns jetzt geboten wird, alle noch vorhandenen Ressen-timents abzubauen und Freundschaft mit unseren Nachbarn zu schließen, mit dem Ziel, Geborgenheit in einer zufriedenen Welt zu erlangen: diesen guten Rat gab Ober-studiendirektor Dr. Redeker den 48 Jungen und Mädchen des Lehrter Gym-nasiums mit auf den Weg, bevor er ihnen - in Anerkennung des bestandenen Examens - mit dem Reifezeugnis den Schlüssel für ihr weiteres Leben in die Hand gab. Die Eltern der Jungen und Mädchen, das Lehrerkollegium und darüber hinaus zahlreiche Ehrengäste aus Stadt und Land hatten sich am Wochenende in der Aula des Lehrter Gymnasiums versammelt, um im Rahmen einer Feierstunde die diesjährigen Abiturienten gemeinsam zu verabschieden. Oberstudiendirektor Dr. Redeker gab erfreut bekannt, daß diesmal alle mit Erfolg das Examen bestan-den hätten. Den Jungen und Mädchen zugewandt, sagte er, die Welt ist schwierig und dynamisch geworden, sie erfordert mehr Mut, Ausdauer und Verantwortung als früher. Wir stehen am Rande eines Abgrundes, den wir über-winden müssen. Wir sehnen uns nach Geborgenheit, denn ein Leben ohne Ge-borgenheit und Sinn wäre nicht lebenswert. Er forderte seine Jungen und Mäd-chen auf, immer daran zu denken, daß auf politischer Ebene sich unser aller Schicksal entscheidet. Er betonte, daß, ganz gleich, wo wir auch im Leben stehen mögen, alle Fragen auf politischer Ebene entschieden werden. Die Welt ist nach den letzten großen Kriegen völlig verändert, sagte er weiter. Die Zeit des Imperialismus ist vorüber. In einer Zeit, da man den Völkern Afri-kas das Selbstbestimmungsrecht zubilligt, will man es unserem zweigeteilten Volk vorenthalten. Die Menschen der Welt sind zu einer Schicksalsgemein-schaft geworden, deren einziges Anliegen es ist, dem Frieden zu dienen. Wir alle, ob wir die Politik lieben oder nicht, müssen daher mithelfen, aufbauen und politisch wach bleiben, mehr als die Menschen in früheren Zeiten, um den Bol-schewismus abzuwehren. Hinweisend auf Westberlin, betonte Dr. Redeker, daß sich dort - beispielhaft für die ganze Welt - das Schicksal unseres Volkes auf engstem Raum erfüllt, denn wo Gefahr ist, wächst auch das Rettende. In diesem Sinne, und mit der Bitte, nicht zu schmalspurig dem erwünschten Zeil zuzustreben, verabschiedete Oberstudiendirektor Dr. Redeker die Jungen und Mädchen. Auch Bürgermeister Heinz Witte, der die Grüße der stadt Lehrte überbrachte, würdigte die guten Leistungen der Abiturienten und wünschte ihnen auf ihrem weiteren Lebensweg viel Erfolg. Er erinnerte aber auch daran, daß sie in der Runde ehemaliger Realoberschüler jederzeit willkommen seien. Wir haben nicht nur gebüffelt, sondern hin und wieder auch im wahrsten Sinne des Wortes eine ruhige Kugel geschoben, sagte Hartmut Entrich, der im Namen der Abiturienten sich bei allen bedankte, die ihnen behilflich gewesen waren, dieses erste Ziel zu erreichen. Trotz allem, so stellte er fest, war die Schule doch eine schöne Zeit gewesen, an die sich bestimmt jeder gern erinnern wird. Mit der Überreichung der Reifezeugnisse fand die Feierstunde, die umrahmt wurde durch Darbietungen des Schülerorchesters und Schülerchors, ihren Ausklang.
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