Für mich fing alles im Harz an. Im Jahr 1953 war Skifahren noch eine elitäre Sportart. Die Skier bestanden aus Holz, die Bindung war eine sog. Knochenbrecher-Bindung: Auf dem Ski befanden sich für Ferse und Spitze festmontierte stählerne Backen in denen der Lederstiefel mittels Lederriemen gehalten wurde. Bei einem Sturz saß alles bombenfest, was den Füßen oder den Beinen selten gut bekam. Die Kandahar-Bindung war da schon eine wesentliche Verbesserung, nicht, dass sie viel sicherer war, nein, sie war vielseitiger. Ein flexibles Stahlseil konnte für die Abfahrt fest eingehakt werden, so dass der Ski gut geführt werden konnte und für das Bergwandern konnte es ausgehakt werden, so dass der Fuß wie heute beim Langlauf gut nach vorn bewegt werden konnte. Bergwandern und Skitouren waren in, denn Lifte gab es fast keine in jener Zeit. So musste man den Berg erst einmal schwitzend zu Fuß ersteigen, dann konnte man die Abfahrt genießen, die immer eine Tiefschnee-Abfahrt war. Präparierte Pisten waren Mangelware.
Man fuhr früh morgens um 5:30 Uhr in Lehrte mit dem Skibus ab und erreichte Andreasberg oder Torfhaus so gegen 10 Uhr. Die Autobahn war längst nicht so ausgebaut wie heute und der Bus fuhr langsam, schon wegen der winterlichen Verhältnisse. Gegen 17 Uhr ging es dann wieder heim. Das mitgebrachte Brot war längst verzehrt, Hunger und Müdigkeit stellten sich ein. Man war erschöpft und man war glücklich.
Seit dieser Zeit habe ich die gesamte Entwicklung des Skisports miterlebt. Die Skier wurden immer schneller, aber auch sicherer. Mein vorletzter Ski war ein sog. Monocoque-Ski von Salomon 1,98m lang, ein Hohlkastenprofil, das aufrecht stehend gegossen wurde und ungeheuer verwindungssteif war. Ich war davon überzeugt, dass man diesen Ski nicht mehr verbessern konnte.
Dann kam der Carving-Ski. Und alles war plötzlich noch einfacher, noch leichteres Drehen, noch leichtere Schwungauslösung. Ich bin bei Salomon geblieben und liebe meinen Racing-Carver über alles.
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